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Raue Zeiten (er)leben

Selbsthilfe und Umgang in emotional herausfordernden Zeiten:

Psychologische Hilfestellungen in Zeiten von Pandemie, Krieg und stetig steigendem Alltagsstress.


Die aktuelle Situation übersteigt nicht nur unser rationales Verständnis, sondern belastet sehr und stellt einen vor neue Herausforderungen. Wir haben Angst und sind nach zwei Jahren Pandemie emotional und psychisch geschwächt. Wir sind traurig und wütend.

So viele Emotionen in uns müssen erst identifiziert werden und einen Platz bekommen.

„Wie kann das alles nur passieren? Wohin mit dem Gefühl der Ohnmacht? Wie kann ich helfen?”

In den letzten Jahren, Monaten, Wochen und Tagen haben wir immer mehr mit psychischen Herausforderungen zu kämpfen. Doch was ist ein richtiger und gesunder Umgang mit und in solchen Situationen? Was kann man tun, um zuversichtlich zu bleiben?


Analysiere die Situation "sachlich", um dir einen Überblick zu verschaffen

Prüfe die Faktenlage und achte auf kontrollierten Medienkonsum (Dauer, Inhalte, Quellen/ Fake-News), vor allem in der aktuellen Zeit. Achte bewusst darauf wie viele und welche Medien du konsumierst. Vielleicht wäre es eine gute Zeit, um über Digital-Detox nachzudenken und die Medienzeit auf fixe und eingeschränkte Zeiten zu reduzieren? Denn die Informationsflut und Bilder, die ungefiltert durch Social Media auf uns einprasseln, können in großen Mengen kaum verarbeitet werden und belasten so bewusst und unbewusst die Psyche.

Auch wichtig: Vor allem Kinder und Jugendliche brauchen Unterstützung beim Umgang mit diesen Themen. Social Media bereitet den Zugang zu nicht altersgerechten, ungefiltereten Inhalten – hier gilt es achtsam und sorgfältig zu sein.


Identifiziere, bennenne und lasse deine Gefühle zu

Weiters erzeugen die Nachrichten Gefühle und entfachen Emotionen. Vielleicht triggern sie sogar alte (noch unbewältigte) Traumen. Hier gilt es achtsam zu sein und genau hinzusehen, zu reflektieren oder auch professionelle Hilfe aufzusuchen.

Frage dich selbst:

  • Was fühlst du?

  • Wo spürst du es?

  • Woher kennst du dieses Gefühl schon?

  • Hast du schon einmal etwas ähnliches erlebt?

  • Was hat dir damals geholfen die Situation zu bewältigen bzw. was hat dir nicht dabei geholfen?


Gehe richtig mit deiner Angst um

  • Vor was hast du am meisten Angst?

  • Welche Funktion könnte diese Angst haben?

  • Hast du schon mal erlebt, dass Angst etwas Positives (für dich) bewirkt hat?

Angst ist letztlich eine gesunde Reaktion auf Situationen, die für uns gefährlich scheinen oder gefährlich werden könnten – jedoch ist Angst zu allererst ein Alarmsignal des Körpers das sagt: „Achtung! Pass auf dich auf, es könnte gefährlich für dich werden!“

Daher hilft es die Angst zu benennen und ihr auch den Raum zu geben den sie braucht, denn sie hat ihre Daseinsberechtigung und darf ernst genommen werden.

Jedoch hilft es nicht sich in die Angst hineinzusteigern oder gar zu katastrophisieren, denn damit ist niemandem und am wenigsten dir selbst geholfen.

Sollte dich die Angst übermannen können geführte Meditationen, ein Spaziergang in der Natur, Atemübungen oder der Austausch mit dir verbundenen Menschen helfen. Solltest du dich danach noch immer und dauerhaft überwältigt fühlen, suche dir professionelle psychologische Hilfe.


Komme in die Selbstwirksamkeit

Das Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht kann uns überrollen. Hier hilft es am besten selbst aktiv zu werden und konstruktiv zu sein, denn wer bewusst Handlungen setzt, kommt nicht so leicht ins Grübeln.

Ein Weg aus dieser Ohnmacht und Hilflosigkeit können selbstwirksame Handlungen sein:

  • Teilnahme an konstruktiven und friedlichen Demonstrationen bieten die Möglichkeit seine Emotionen in einem dafür vorhergesehenen Rahmen zu zeigen und zu leben. Dies stärkt die Solidarität und das Zugehörigkeitsgefühl der Anwesenden.

  • Aktiv helfen durch Geld- oder Sachspenden, durch Vermittlung von Unterkünften für Flüchtlinge usw. kann ebenso eine Möglichkeit sein deine Selbstwirksamkeit zu leben. Hierfür findest du bestimmt Kontakte auf Social Media, aber auch hier gilt es vorsichtig zu sein und sich vorab gut zu informieren.

  • Gefühle ausdrücken: Gedanken, Sorgen und Ängste sowie alle anderen Gefühle möchten benannt und gefühlt werden, dies kann zum Beispiel durch das Schreiben von Texten, das Musizieren, den künstlerischen Ausdruck oder durch den mündlichen Austausch mit anderen Menschen passieren.

  • Selbstfürsorge und Abgrenzung sind auch konstruktive Schritte, um deine psychische Gesundheit zu stärken. Es scheint unangebracht zu sein sich in solch herausfordernden Situationen selbst Gutes zu tun, aber nur wenn du gestärkt und genährt bist, kannst du auch anderen helfen. Du brauchst also keine Schuldgefühle zu haben, wenn du auf deine psychische Gesundheit achtest, denn es hilft niemandem, wenn du dich selbst psychisch fertig machst. Routinen, Normalität und Rituale geben Sicherheit und Stabilität und darauf sollte man auch den Fokus setzen. Tue dir also was Gutes wie z.B. ein Bad nehmen, deinen Lieblingsfilm ansehen, zur Massage gehen, die Natur genießen, dein Lieblingsessen kochen, den normalen Alltag aufrecht erhalten, Routinen und Rituale zelebrieren etc.


Es scheint nun wieder einmal mehr wichtig geworden zu sein auf die eigenen Bedürfnisse zu achten, Achtsamkeit zu leben und doch offen zu sein, um (s)einen Beitrag zu leisten. Wir dürfen wieder einmal mehr hinschauen und benennen. Fühlen, spüren und reflektieren.

Wieder einmal mehr die Balance halten zwischen Selbstfürsorge und Selbstlosigkeit, Liebe und Wut, Fröhlichkeit und Trauer, Hilfe annehmen und Hilfe geben und vor allem zwischen Aktivität und Rückzug, um sich selbst zu schützen und andere zu unterstützen.



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