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Ankommen: Die Zeit meines Lebens.

Im folgenden Gastbeitrag von Melanie Ohland teilt sie ihre persönlichen Erfahrungen über die Zeit ihres Lebens. Sie erzählt uns, dass ein längerer Aufenthalt im Paradies nicht gleich Ankommen heißt und dass machmal alles ganz anders kommt als geplant, um dann tatsächlich bei sich selbst anzukommen - zumindest immer wieder aufs Neue...


Was sich in 11 Wochen Soloreise verändert hat

Am 11. August habe ich ein Flugzeug bestiegen und bin Richtung Asien aufgebrochen, um mir einen meiner absoluten Lebensträume zu erfüllen:

Eine mehrmonatige Reise ohne fixes Enddatum.


Meinen Job hatte ich gekündigt, meine Wohnung im Elternhaus durfte ich glücklicherweise einfach so belassen wie sie war, meine Pferde hatte ich in einem günstigeren Stall untergebracht und um meine Katzen würde sich meine Mama kümmern.

Ich hatte eine Party mit meinen Freunden und meiner Familie gefeiert und meinen Handgepäcksrucksack mit den - wie ich annahm - wichtigsten Sachen gefüllt, die ich brauchen würde.

In meinem Umfeld gelte ich gemeinhin als mutig, kurz vor meiner Abreise habe ich mich allerdings alles andere als mutig gefühlt. Ich hatte wirklich Angst und konnte gar nicht so genau sagen, wovor.

Vor allem denke ich, hatte ich Angst davor, falsche Entscheidungen zu treffen und dass diese Reise meine (hohen) Erwartungen nicht erfüllen würde.

Genau diese Erwartungen wirkten sich am Anfang dann auch nicht besonders positiv aus - ich war nämlich regelrecht gestresst davon, möglichst viel zu unternehmen, viel zu erleben, viele Menschen kennen zu lernen und allem, was diese Reise mir laut meinen Ansprüchen noch bieten musste. Ich habe auch viel erlebt und unternommen, aber kaum lag ich mal einen Tag nur am Strand, wurde ich schon nervös.

„Ich war oft ganz schön unzufrieden, und das obwohl ich in einem wahren Paradies war, alles so lief wie ich es wollte und es objektiv wirklich keinen Grund dazu gab.”

Ich war oft ganz schön unzufrieden, und das obwohl ich in einem wahren Paradies war, alles so lief wie ich es wollte und es objektiv wirklich keinen Grund dazu gab.

Ich plante akribisch voraus, um auch jeden Tag wirklich auszunutzen und keinesfalls Zeit zu verschwenden. Schließlich machte mir aber sogar die Hitze zu schaffen und ich hatte eigentlich gar keine große Lust auf die Aktivitäten, zu denen ich mich zwang. Andere Leute lernte ich überhaupt nicht kennen und war oft furchtbar einsam.

Ich überlegte schon ernsthaft, bald wieder nach Europa zurück zu kehren, auf jeden Fall aber Weihnachten zu Hause zu verbringen.


Erst als ich nach vier Wochen von Indonesien nach Thailand reiste, begann sich etwas in mir zu entspannen. Langsam konnte ich mich an das herrschende Klima gewöhnen und passte meine Aktivitäten dementsprechend an.

"Ich hörte immer mehr auf mein spontanes Bauchgefühl und begann, kurzfristig meine Pläne zu ändern, wenn sich etwas nicht richtig anfühlte."

Ich hörte immer mehr auf mein spontanes Bauchgefühl und begann, kurzfristig meine Pläne zu ändern, wenn sich etwas nicht richtig anfühlte. Ich genoss immer wieder ganze Tage, an denen nichts Aufregendes passierte und ich nichts unternahm. Ich versuchte, offener gegenüber fremden Menschen zu sein und wich potentiellen Begegnungen nicht mehr aus. Als ich mir auf Koh Phangan eine leichte Magen-Darm-Verstimmung zuzog, hörte ich schließlich endgültig damit auf, mich mit Ansprüchen an mich und die Reise zu stressen. Ich verbrachte ungeplant viel mehr Zeit dort als ursprünglich geplant und habe letztlich genau das so sehr genossen.


Und wie ist es jetzt?

Ich bin immer noch jemand, der sich schwer damit tut, auf fremde Menschen zu zu gehen. Aber offensichtlich hat sich etwas verändert, denn ich werde immer wieder angesprochen und es ergeben sich sehr oft wirklich schöne Begegnungen. Ich habe herausgefunden, was mir wirklich wichtig ist - zum Beispiel ein Zimmer für mich alleine anstatt eines Schlafsaales. Ich plane immer noch, aber sehr sehr grob und kurzfristig oder wenn es wirklich sein muss. Ich verlängere ständig spontan meine Aufenthalte oder überspringe geplante Orte, nur weil es sich richtig anfühlt. Wenn mir danach ist, verbringe ich ganze Tage in meinem Zimmer und schaue Netflix - ohne den Hauch eines schlechten Gewissens. Ich weiß mittlerweile aber auch, dass mir zu viel Nichtstun schadet und kann mich dann überwinden, wieder los zu ziehen und Abenteuer zu erleben. Ich freue mich über Treffen mit spannenden Menschen, habe aber überhaupt keine Toleranz mehr für welche, die meine Zeit verschwenden, etwas völlig anderes wollen als ich oder die mir mit ihren Befindlichkeiten blöd kommen - ich breche den Kontakt dann ohne zu zögern ab und mache mir allein eine gute Zeit.

Ich weiß mittlerweile, dass der erste Tag an einem neuen Ort immer mit einer kleinen inneren Abwehr einher geht (im Loslassen war ich nämlich noch nie gut) und ich Zeit brauche, mich an die neue Umgebung zu gewöhnen.

"Ich habe mir Rituale geschaffen, die mir helfen,..."

Ich habe mir Rituale geschaffen, die mir helfen, zum Beispiel meinen Rucksack am Vorabend einer Weiterreise zur Musik einer bestimmten Playlist zu packen. Wenn es mir an einem Ort nicht gefällt, gehe ich weg - wenn es mir irgendwo besonders gut gefällt, bleibe ich länger. Mittlerweile habe ich sogar eine regelrechte Abneigung gegen Planungen entwickelt.

Einen Aufenthalt auf einer Farm in Australien in vier Wochen zuzusagen, macht mir weitaus mehr Angst als nachts alleine durch Phnom Penh, Kambodschas Hauptstadt, zu spazieren - einfach weil ich heute ja noch nicht weiß, was ich in vier Wochen wo machen möchte. Weihnachten zu Hause ist gestrichen und an ans Heimfliegen möchte ich noch gar nicht denken.


Überraschende Wendungen

Ich habe nicht damit gerechnet, dass sich das alles so entwickeln würde und bin immer noch überrascht davon.

Gefühlt hat es auch wirklich lange gedauert, bis da etwas in Bewegung gekommen ist und ich angefangen habe, meinen Rhythmus zu finden. Aber es gelingt mir schon recht gut und immer besser, auf mein Bauchgefühl zu hören und das zu tun, was mir gut tut.

Manches wird sich vielleicht niemals ändern (dass ich schwer loslassen kann, dass ich Raum und Zeit für mich alleine brauche, dass mich zu langes Nichtstun lähmt) und genau das sind die Teile, die zu mir gehören und mich mit ausmachen.


Über allem was ich tue, steht für mich der Satz:

„Das hier ist die Zeit meines Lebens, mein Traum, auf den ich so lange hingefiebert habe. Ich werde meine Zeit daher ausschließlich mit Menschen, Orten oder Aktivitäten verbringen, die mich glücklich machen, mir gut tun, sich richtig anfühlen und die mich bereichern - alles andere kann weg!“


In letzter Konsequenz lässt sich das wahrscheinlich im normalen Alltag nicht immer so umsetzen, aber wir alle haben schließlich nur dieses eine Leben - die Zeit unseres Lebens - und können alles daran setzen, diese so zu gestalten, dass sie uns bereichert, gut tut und glücklich macht. Unser Bauchgefühl sagt uns normalerweise schon, was und wer das ist - hören wir mehr darauf!










Melanie Ohland ist Lebens- und Sozialberaterin in Ausbildung und teilt ihre Reiseerlebnisse, persönlichen Erfahrungen und aufregenden Abenteuer auf ihrem Blog.



...mehr Inspirationen, Fotos, Reiseberichte und Gedankenanstöße rund um Melanie's persönliche Lebensthemen findest du auf ihrem Blog:

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